Montag, 14. Juni 2010

Flaschenpost / Message in a bottle / Flöskuskeytið

Die Flaschenpost-Geschichte aus Húsavík, die ich heute erzählen möchte, begann vor ziemlich genau vier Jahren, im Juni 2006.

Am Sonntag, den 4. Juni 2006 kamen mein Vater und ich –es war die erste Urlaubsreise meines Vaters nach Island- in Húsavík an. Das Wetter war toll, und da es noch zu früh war, um in unserer Pension einzuchecken, entschlossen wir uns zu einem Begrüßungs-Spaziergang am Strand.

(Ziemlich verwackeltes, aber vielleicht gerade deshalb so schönes Bild vom Strand von Húsavík)

Mit dem Fuß schubste mein Vater eine im Sand herumliegende Whisky-Flasche an und rief lachend: „Schau mal, eine Flaschenpost!“ Auch ich lachte, doch dann sah ich, dass in der Flasche tatsächlich ein zusammengerollter Zettel lag.

Ich holte den Zettel aus der Flasche, und tatsächlich: Wir hielten die erste Flaschenpost unseres Lebens in Händen!

Die Botschaft lautete:
„Nafn mitt er Árni, og ég er á heima 580 Siglufirði, Íslandi.
Símanúmer hjá mér er (…).
Það er 1 júni 2006 í dag.
Vinsamlegast hafðu samband við mig, og segðu mér hvar flöskuskeytið nam land.“

Schnell übersetzte ich meinem Vater den Text:
„Mein Name ist Árni, und ich wohne in 580 Siglufjörður, Island.
Meine Telefonnummer ist (…).
Heute ist der 1. Juni 2006.
Bitte nimm Kontakt zu mir auf und sage mir, wo die Flaschenpost an Land kam.“

Eine echte Flaschenpost – fantastisch!
Wer mochte sie geschrieben haben? Ein kleiner Junge? Betrunkene Jugendliche?
Die einzige Möglichkeit, dies herauszufinden war, Kontakt aufzunehmen.

Mit unserem Fund gingen wir in die Pension, wo ich diesen Schatz gleich Auður, unserer Wirtin, zeigte.

Spannend war nun zuallererst folgende Frage: Wie weit entfernt ist Siglufjörður eigentlich von Húsavík?


Vielleicht werde ich mich ja irgendwann einmal mit den Strömungsverhältnissen dort beschäftigen, um den genauen Weg der Flaschenpost herauszufinden. Immerhin war sie längstens dreieinhalb Tage unterwegs gewesen. Ich finde, das ging sehr, sehr schnell.

Da ich nicht damit rechnete, dass der Absender der Botschaft allein und verlassen halb verhungert auf einer einsamen Insel darbte, schien keine Eile geboten. Dennoch kaufte ich sogleich eine Postkarte und schrieb –halb auf Isländisch, halb auf Englisch- wann und wo ich die Flaschenpost gefunden hatte, wer ich war, und notierte meine Adresse und Telefonnummer auf der Karte.

Die Hoffnung, der „Schiffbrüchige“ würde sich bei mir melden, war zwar gering, aber „frisch gewagt ist halb gewonnen“.

So heiter mich unser Fund stimmte, so wenig rechnete ich damit, jemals eine Karte, einen Brief oder eine eMail zu erhalten.

Am 21. September 2006 läutete um 12:02 Uhr mein Telefon. Ich nahm ab, und ein Mann erklärte mir, er sei ein Freund des Flaschenpost-Versenders. Er riefe stellvertretend für diesen an, da der junge Mann kein Englisch spräche und sie nicht wussten, wie es mit meinen isländischen Sprachkenntnissen bestellt sei.

Nun erfuhr ich, dass der Absender 23 Jahre alt und leicht behindert sei. Árni selbst kam auch kurz am Telefon und sprach mit mir.

Insgesamt hatte er drei Flaschen auf die Reise geschickt, aber lediglich meine sei bislang gefunden worden. Die beiden riefen mich von der Preisverleihung des Wettbewerbs an. Árnis Freund war damals Parlamentsmitglied, kurz darauf wurde er Minister. Àrni, so sagte er, würde ihm, wenn er daheim in Siglufjörður sei, häufig assistieren.

Irgendwie schön: Zum ersten (und wahrscheinlich letzten Mal) eine Flaschenpost zu finden, und dann auch noch angerufen zu werden.

Am Tag nach dem Telefonat schrieb ich Árni einen Brief, dem ich auch Bilder von mir als Nikolaus (aufgenommen vor dem Weihnachtshaus bei Akureyri) und der Stadt, in der ich damals wohnte, beilegte.

Im Dezember 2007 erhielt ich einen langen Brief von Árni, geschrieben von seiner Mutter. Ein Jahr und etwa drei Monate nach meinem Brief. Ein Foto lag darin, und Árni erzählte mir vieles von seiner Familie, aus seinem Leben, von seiner Arbeit für die Gemeinde. Ich freute mich so sehr, über dieses schönste Weihnachtsgeschenk, das ich mir vorstellen konnte.

Mittlerweile haben Árni und ich uns leider aus den Augen verloren, ich bin auch umgezogen. Aber während ich diese Zeilen schreibe, kommt mir der Gedanke, wie schön es doch wäre, Árni wieder einmal zu schreiben und ihn vielleicht im August in Siglufjörður zu besuchen.

(Strand von Húsavík, in einer Sommernacht um 3 Uhr)

2 Kommentare:

  1. ui cool das ist ja foll sylerisch!!!!!!!!!!!!!!!!
    xD,:D,:),:p

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  2. hihi xD das hat ja style

    Dein styler neffe PAULI !!!!!!!!!!!!!!!

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