Montag, 27. September 2010

Etikettenschwindel?!?

Diese kleine Geschichte, die mein Vater im August 2010 im Bókaverslun Þórarins erlebt und danach -verkürzt- aufgeschrieben hat, erschien am 2. September 2010 in der Heilbronner Stimme / Kraichgau Stimme:





Donnerstag, 9. September 2010

Das Geheimnis von Húsavík / Húsavík`s secret

Ich sage es rundheraus: Im August 2010 habe ich in Húsavík ein großes und lange Zeit von allen an der Sache Beteiligten streng gehütetes Geheimnis aufgedeckt.

Nun ist es jedoch an der Zeit, mit diesem schier unglaublichen Skandal beherzt an die Öffentlichkeit zu treten.

Im Säugetier-Penismuseum („Hið Íslenzka Reðasafn“) gibt es Abteilungen für einheimische und ausländische Säugetiere, sowie eine „Folkloristische Abteilung“. In diesem Bereich steht ein Glas mit einem in Formalin eingelegten Elfen-Penis. Studiert man aufmerksam den Inhalt, so entdeckt man außer der Flüssigkeit - - - nichts:
Museums-Direktor Sigurður Hjartarson hat dafür eine Erklärung parat, die Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen soll:
„Elfen-Penisse sind für das menschliche Auge unsichtbar.“

Auch mich überzeugte diese Begründung zunächst, schließlich war ich noch niemals einem unbekleideten männlichen Elf begegnet.
Kurz nach meinem Besuch im Museum ereignete sich allerdings etwas, das die Erläuterungen aemamfmf in Frage stellte.

Ich saß an der kleinen, künstlichen, warmen Lagune, die an der linken Straßenseite in Richtung Mývatn liegt, und las. Plötzlich lugte ein kleiner Wuschelkopf aus einem Erd- und Felsenloch heraus. Runde, braune Augen schauten mich unverwandt an.

„Was bist denn Du“, fragte ich mehr mich selbst, als das kleine Wesen, denn ich glaubte, ich hätte, möglicherweise durch das Rascheln der Buchseiten beim Umblättern, ein kleines Tier aus seiner Höhle gelockt.

„Ich?“, fragte das kleine Wesen fast ein wenig beleidigt. „Ich bin eine Zehne.“
„Du bist eine was?“, bohrte ich ungläubig nach. „Was soll das denn sein, eine Zehne?“

„Du bist einfach nur dumm“, stellte die Zehne sachlich fest, „eine Zehne ist natürlich eine Elfe, der… naja…“ Jetzt fing die Zehne an zu stottern. Dann räusperte sie sich.

„Also, es ist so: Meinem Mann, dem Elfenkönig von Húsavík, wurde aus nichtigem Anlass, vielleicht war es auch schlicht aus Versehen, der Penis abgetrennt. Es war am 6. Januar, dem letzten Tag der isländischen Weihnachtszeit, und an diesem Tag tanzen wir Elfen und das andere verborgene Volk von Húsavík immer mit den Menschen um ein Feuer herum.
Ein kleiner, alberner Junge hob einen kleinen, aber scharfen Stein auf, den er in die hoch auflodernden Flammen des Feuers schleudern wollte. Doch mein Mann stand zwischen dem Jungen und dem Feuer… und da… und jetzt fehlt ihm… Jedenfalls sind wir deshalb nur noch Zehnen.“ Die Zehnenkönigin schluchzte laut auf.

„Und weißt Du, was das Allerschlimmste ist? Irgendein Mann hat das abgetrennte Körperteil am nächsten Morgen gefunden, mitgenommen und in ein großes Glas, gefüllt mit irgendeiner seltsamen Flüssigkeit, gelegt. Das Gefäß steht seither in einem Haus, in dem noch viele weitere solcher abgetrennter Körperteile ausgestellt werden. Aber“, und nun stampfte die Zehne ganz energisch mit dem kleinen Füßchen auf, „wir dürfen uns nur Elfen nennen, wenn mein Mann vollständig ist.“

Urteilen Sie selbst: Hatte ich eine andere Wahl, als ins Säugetier-Penismuseum zu gehen und mich davon zu überzeugen, dass die Zehne die Wahrheit gesprochen hatte?

Und tatsächlich, in einer Vitrine der „Folkloristischen Abteilung“ stand das Glas. In einem unbeobachteten Moment nahm ich es aus dem Glasschrank, öffnete es und verstaute den Phallus in meiner Handtasche. Dann rannte ich, so schnell mich meine Füße trugen, zurück zur kleinen Lagune.

Zehne und Zehn weinten vor Dankbarkeit. Schließlich durften sie nun wieder Elfenkönigin und Elfenkönig von Húsavík sein.

Im Museum blieb er Diebstahl indes nicht lange unbemerkt. Doch was sollte man tun, das gute Stück war und blieb verschwunden. Also verlegte man sich auf die wie wir nun wissen hanebüchene Erklärung, Elfenpenisse seien für das menschliche Auge unsichtbar.


(Informationen über das Säugetier-Penismuseum unter http://hausbucht.blogspot.com/2010/07/museen-in-husavik.html)